Nachrichten aus der Türkisch-Deutschen Universität
Bei der 8. Absolventenfeier der Türkisch-Deutschen Universität am 19. Juli konnten 274 Absolvent*innen ihre Abschlussurkunden entgegennehmen. Die Veranstaltung, deren Beginn wegen der sommerlichen Temperaturen auf 19:30 verlegt worden war, fand hohes Interesse auch von Seiten der Eltern und Verwandten der Absolvent*innen, so dass der Veranstaltungsplatz auf dem Campus dicht gefüllt war. Die Veranstaltung begann mit einer feierlichen Courtage. Es folgten Ansprachen von Rektor Prof. Dr. Cemal Yıldız, des Gesamtkoordinators Prof. Dr. Ferrit Küçükay, von Frau Dr.‘in Aysu Yarman aus der Fakultät für Naturwissenschaften als Vertreterin der Wissenschaft und der jahrgangsbesten Studentin der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Frau Deniz Özdemirli. Nach der Auszeichnung der jeweils drei besten Studierenden der 5 Fakultäten endete die Feier mit dem traditionellen Kappen-Wurf und jeweils einem gemeinsamen Fototermin der Studierenden der Fakultät für Naturwissenschaften, der Fakultät für Rechtswissenschaft (siehe Photo), der Fakultät für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften, der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften und der Fakultät für Ingenieurwissenschaften.
Die Kennlern-Tage für eventuelle neue Studienanfänger *innen und ihre Eltern (TAÜ Tanıtım Günleri) fanden vom 22. bis 24. Juli 2024 mit einem breiten Vorstellungsprogramm der Universität und der Fakultäten auf dem Campus der TDU statt. Ungefähr 5000 Besucherinnen und Besucher informierten sich in den Vortragsveranstaltungen, an den Informationsständen oder durch die geführten Campus-Touren über die Studienbedingungen an der TDU. Neben den breiten Studienangeboten, der guten Fremdsprachenausbildung, der engen Zusammenarbeit mit der Industrie und den vielfältigen Möglichkeiten zu Studien-, Sprach- und Forschungsaufenthalten in Deutschland spielen sicher auch die zahlreichen studentischen Aktivitäten in den aktuell 22 Studierendenclubs und die Sportmöglichkeiten eine wichtige Rolle bei der Entscheidung zur Studienaufnahme an der TDU. Zur weiteren Steigerung der Attraktivität dient sicher auch der Ausbau der Kapazität der Studierendenwohnheime. Neben dem bestehenden Studierendenwohnheim auf dem Campus mit der Kapazität für 124 Studierende wird das neue Wohnheim für 524 Studentinnen und Studenten ab Anfang Februar bezugsfertig sein. Ende September konnte zudem ein Gästehaus für Dozent*innen und Besucher*innen, die für eine begrenzte Zeit an der TDU tätig sind, auf dem Campus eröffnet werden.
Die Gesamtstudierendenzahl an der TDU im Wintersemester 2024/25 beträgt 4.153 Studierende, davon 1.388 im Hazırlık, dem vorbereitenden Sprachkurs (Yabancı Diller Yüksekokulu). Die Zahl der eingeschriebenen Studierenden in den Bachelor-Studiengängen (Lisans) der Fakultäten beträgt, (Stand: 19.08.2024):
Fakultät für Ingenieurwissenschaften | 1.228 |
Fakultät für Naturwissenschaften | 397 |
Fakultät für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften | 405 |
Fakultät für Rechtswissenschaft | 283 |
Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften | 98 |
Gesamt | 2.411 |
Die Zahl der eingeschriebenen Studierenden in den Master- und PhD-Studiengängen (Lisansüstü) der Institute beträgt, (Stand: 19.08.2024):
Institut für Ingenieur- und Naturwissenschaften | 32 |
Institut für Sozialwissenschaften | 322 |
Gesamt | 354 |
Für das neue Studienjahr 2024-2025 hat die TDU in allen Bachelor-Studiengängen eine 100%ige Auslastung erreicht. Nach den unterschiedlichen Veranstaltungen auf Universitäts- und Fakultätsebene zur Orientierung der neuen Studierenden findet die feierliche Semestereröffnung am 25. Oktober mit einem Vortrag von Prof. Dr. Fahrettin Altun, Minister für Kommunikation im Kabinett des Staatspräsidenten, zum Thema „Desinformation und Kommunikation im Zeitalter der Ungewissheit“ statt.
Weitere Informationen zu aktuellen Ereignissen an der TDU sind zu finden unter:
https://www.tau.edu.tr/taü-basın-bülteni
An dieser Stelle sollen ab dieser Ausgabe des Newsletters sukzessive die Fakultäten und Institute der TDU kurz vorgestellt werden, beginnend mit der Fakultät für Rechtswissenschaft:
Die Fakultät für Rechtswissenschaft an der TDU:
Schon in den Reformperioden des Osmanischen Reiches, noch stärker seit der Gründung der Republik Türkei war die Rezeption von Recht aus dem „Westen“ – neben dem Schweizer und dem italienischen Recht auch das deutsche Recht – eine der maßgeblichen Methoden zur Reform und Entwicklung des türkischen Rechtssystems. Während der Zeit des Nationalsozialismus gewährte die junge Republik Türkei außerdem deutschen Wissenschaftler*innen und Intellektuellen eine sichere Zufluchtsstätte, darunter auch bekannten Juristen wie Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Eduard Hirsch, der später maßgeblich an der Abfassung des türkischen Handelsgesetzbuches und des türkischen Gesetzes zum Urheberrecht beteiligt war. Vor diesem Hintergrund stellt die Rechtswissenschaft einen langjährigen Pfeiler der türkisch-deutschen Zusammenarbeit dar und so wäre die Gründung einer Türkisch-Deutschen Universität ohne eine Juristische Fakultät kaum denkbar gewesen. Dementsprechend gehört der BA-Studiengang Rechtswissenschaft zu den ersten Studiengängen an der TDU, die im vergangenen Jahr ihr 10jähriges Bestehen feiern konnten.
Mittlerweile werden an der TDU fünf rechtswissenschaftliche Studiengänge mit zusätzlichen Lehrangeboten zum deutschen Recht und den Abschlüssen Bachelor (BA), Master (MA) und Doktor (Ph.D.) durchgeführt: BA-Rechtswissenschaft, MA-Privatrecht und MA-Öffentliches Recht sowie Ph.D.-Privatrecht und Ph.D.-Öffentliches Recht. Dabei betreut gemäß der Struktur der TDU die Juristische Fakultät den Studiengang BA-Rechtswissenschaft, dessen Lehrangebot zu 30 % in deutscher und zu 70 % in türkischer Sprache erfolgt, während für die juristischen Postgraduierten-Programme (Master und Ph.D.) das Institut für Sozialwissenschaften zuständig ist.
Alle juristischen Studiengänge der TDU widmen sich der Lehre und Forschung im Bereich des Rechts und seiner Anwendung im nationalen, europäischen und internationalen Kontext. Dabei steht das heute geltende Recht im Vordergrund. Seine geschichtlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Bezüge werden eingebunden und auf praktische Bedürfnisse des Rechtslebens ausgerichtet. Die Vorlesungen im BA-Studiengang sowie in Teilen der MA- und Ph.D.-Studiengänge werden von türkischen und deutschen Lehrkräften gehalten, die sowohl das türkische als auch das deutsche Recht in der jeweiligen Landessprache unterrichten. Sie verbinden damit die Traditionen der türkischen Juristenausbildung mit einer deutschen, europäischen und internationalen Ausrichtung. Dies gilt für die Gegenstände der Ausbildung ebenso wie für das didaktische Konzept, das im Zusammenwirken türkischer und deutscher Dozentinnen und Dozenten entstanden ist.
Insoweit ist das Lehrangebot geprägt von einer Zusammenführung türkischer und deutscher Lehrinhalte und stellt diese in den Kontext anwendungsorientierter Ausbildung, was auch von den (aktuell 329) Studierenden und (bisher 225) Absolvent*innen (Stand Juli 2024) immer wieder als für ihren beruflichen Weg sehr vorteilhaftes Alleinstellungsmerkmal der Ausbildung an der TDU gelobt wird.
Neben dieser anwendungsorientierten Ausrichtung von Lehre und Forschung laden spannende interkulturelle und rechtsvergleichende Fragestellungen zum Nachdenken ein. Werden dieselben Rechtsfragen in der jeweils anderen Rechtsordnung unterschiedlich entschieden? Oder ist das Ergebnis identisch, aber die Lösung erfolgt auf einem anderen Weg? Lenkt man den Blick über die Grenzen der eigenen Rechtsordnung hinaus und lässt sich auf die Gedankenwelt einer anderen Rechtsordnung ein, lernt man nicht nur Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sondern auch das eigene Rechtssystem besser zu verstehen.
Einen Beitrag hierzu leistet auch die Freie Universität Berlin, die im Konsortium deutscher Partnerhochschulen als federführende Hochschule für die Juristische Fakultät der TDU verantwortlich ist. Als solche koordiniert sie insbesondere den deutschen Anteil zum Lehrangebot, der von den vier vor Ort tätigen Langzeitdozent*innen des DAAD sowie von Flying Faculty Kolleg*innen geleistet wird, die von Deutschland aus zur Unterstützung in der Lehre beitragen.
Neben der institutionellen Verknüpfung ist ein solches Projekt nur möglich durch den unermüdlichen Einsatz und die Begeisterung Einzelner. Für die Juristische Fakultät und für die TDU als Ganzes war in diesem Sinne die fachliche Kompetenz, die internationale Erfahrung und die Begeisterung für die türkisch-deutsche Zusammenarbeit von Herrn Prof. Dr. Dres. h.c. Philip Kunig von unschätzbarem Wert. Prof. Kunig war maßgeblich in den Gründungsprozess der TDU eingebunden und seit deren Bestehen als deutscher Fachkoordinator an der Juristischen Fakultät der TDU, Fakultätskoordinator an der FU Berlin, Berater des früheren Rektors der TDU sowie Vizepräsident des deutschen Hochschulkonsortiums der Türkisch-Deutschen Universität verantwortlich für den Auf- und Ausbau dieser damals noch neuen Universität und im Besonderen ihrer rechtswissenschaftlichen Studiengänge. Seine Aufgaben als Fakultätskoordinator an der FU Berlin und Vizepräsident des deutschen Hochschulkonsortiums wurden im Jahr 2023 von Herrn Herr Prof. Dr. Seher und im Jahr 2022 von Frau Dr. Karen Klein als Fachkoordinatorin an der Juristischen Fakultät der TDU übernommen.
Heute hat sich die Juristische Fakultät in der türkischen Hochschullandschaft etabliert und ihr Profil geschärft. Neben den breiten Studienmöglichkeiten zum türkischen und deutschen Recht, der guten Fremdsprachenausbildung und der engen Zusammenarbeit mit der Praxis sind die vielfältigen Möglichkeiten zu Studien-, Sprach-und Forschungsaufenthalten in Deutschland ein besonderes Qualitäts- und Attraktivitätsmerkmal der Fakultät. So sind z.B. Erasmus-Vereinbarungen neben der FU Berlin auch mit der Universität zu Köln, der Universität Halle-Wittenberg, der Universität Freiburg, der Universität Konstanz, der Universität Bialystok (Polen) und der Universität Zürich etabliert. Ein weiteres Kennzeichen der Juristischen Fakultät ist die breite Auswahl an Wahlfächern zum deutschen und türkischen Recht, die den Studierenden bereits zu Beginn ihres Studiums eine Spezialisierung ermöglicht. Die besten Studierenden des ersten Studienjahres erhalten zudem die Gelegenheit, an einer mehrwöchigen Sommerschule an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg teilzunehmen. Das Sammeln erster Praxiserfahrungen in der seit 2019/2020 bestehenden Legal Clinic sowie die Möglichkeit zur Teilnahme an einem fakultätseigenen Moot-Court runden das Angebot gemeinsam mit der fakultätseigenen Zeitschrift für türkisch-deutsche Rechtsstudien ab.
Wenn Sie die Angebote der Juristischen Fakultät sowie des Instituts für Sozialwissenschaften näher kennenlernen wollen, erhalten Sie weiter Informationen auf der jeweiligen Homepage der Fachbereiche (https://hukuk.tau.edu.tr/de bzw. https://sbe.tau.edu.tr/de) sowie persönlich im Gespräch bei den Tagen der offenen Tür der TDU.
Dr. Stefan Bildhauer, Dr. Karen Klein, Fachkoordinatorin an der Juristischen Fakultät der TDU
Die TDU, sicherlich das ambitionierteste Projekt in der deutsch-türkischen Wissenschafts- und Bildungskooperation, wird auf deutscher Seite getragen von einem Konsortium aus inzwischen 38 Mitgliedhochschulen und dem DAAD. (Konsortium „Türkisch-Deutsche Universität (K-TDU) e.V.) Der zum größten Teil in deutscher Sprache erfolgende Lehrbetrieb wird gemeinsam von türkischen Wissenschaftler*innen, von deutschen „Langzeitdozent*innen“ und Fachkoordinator*innen und von aktuell 79 Personen als „Flying Faculty“ aus Deutschland gestaltet. Das Team der deutschen Sprachlehrkräfte, Dozent*innen und Fachkoordinator*innen vor Ort besteht aktuell aus ca. 40 Personen. Interessante Stellen zur Mitwirkung sind immer wieder ausgeschrieben.
Dr. Stefan Bildhauer, Koordinator für administrative und internationale Angelegenheiten K-TDU