Interview mit einem DAAD-TEV Stipendiaten
Erdem, wir gratulieren dir sowohl zum Stipendium als auch zur Zulassung zu einem Masterstudium in Deutschland. Zunächst möchten wir fragen: Wie bist du auf das DAAD-TEV-Graduiertenstipendium aufmerksam geworden?
Vielen Dank! Auf der Webseite des Graduiertenprogramms, das ich besuchen wollte, stand, dass Studierende, die nach einem Stipendium suchen, sich auf der Webseite des DAAD erkundigen können. Auf dieser Seite habe ich erfahren, dass das Stipendium gemeinsam vom DAAD und TEV vergeben wird.
Welche Schritte hast du als Erstes unternommen, als du erfahren hast, dass du das Stipendium bekommst? Warst du zu diesem Zeitpunkt bereits von einer Hochschule in Deutschland angenommen worden?
Zuerst habe ich es meiner Familie und meinen Freunden mitgeteilt. Damals war ich von den anderen Universitäten, an denen ich mich beworben hatte, angenommen worden, von den beiden Universitäten, die ich eigentlich wollte, der Universität Tübingen und der TU München jedoch gab es noch keine Neuigkeiten. Als ich merkte, dass die Ergebnisse von beiden Universitäten ziemlich spät bekannt gegeben werden, begann ich ohne die Ergebnisse des Visaverfahrens abzuwarten an, die Vorbereitungen für den Umzug zu treffen.
Könntest du uns bitte etwas über deine Wohnungssuche und das Visumantragsverfahren erzählen?
Ich hatte großes Glück dabei, ein Haus/Wohnheim zu finden. Die Abteilung, an der ich angenommen wurde, vergab für internationale Studierende in dem Studentenwohnheim der Universität ein Kontingent. Sie schickten uns ein Bewerbungsformular zu und baten uns, drei Alternativen aufzuschreiben. Also musste ich mich nur entscheiden, wohin ich wollte. Die Suche nach einer Unterkunft ist jedoch oft ein schwieriger Prozess. Wenn ich mich zum Beispiel für München entschieden hätte, hätte ich wahrscheinlich 1-1,5 Monate nach einer Wohnung suchen müssen. Viele DAAD-StipendiatInnen mussten sich grosse Mühe gegeben, um in München eine Unterkunft zu finden.
Die Beantragung des Visums verläuft reibungslos. Nach Terminvereinbarung, Vorbereitung und Abgabe der notwendigen Unterlagen wurde mein Visum nach 5 Werktagen ausgestellt.
Wann bist du in Deutschland angereist? Könnntest du bitte kurz beschreiben, welche bürokratischen Formalitäten (Schulanmeldung, Aufenthalt etc.) du nach deiner Ankunft in Deutschland erledigen musstest?
Ich bin am 30. Juli angekommen und habe zwei Monate lang an dem vom DAAD angebotenen Deutschkurs in Augsburg teilgenommen. Die Sprachschule kümmerte sich um unsere Aufenthaltsprozeduren in dieser Stadt. Am 1. Oktober bin ich nach Tübingen gekommen. Die bürokratischen Abläufe, die ich hier erledigen musste, erfuhr ich hauptsächlich von den älteren Studenten in meinem Fachbereich. Wenn Sie sich beispielsweise in der Stadt, in die Sie zuerst gekommen sind, gemeldet haben, melden Sie sich bei einem Umzug in eine andere Stadt nicht erneut “für die Stadt” an, sondern melden Sie sich für einen “Städtewechsel” an. Im Allgemeinen werden solche bürokratischen Verfahren nicht online abgewickelt. Auch die Universitätsimmatrikulation ist ähnlich. Auch wenn Sie sich online angemeldet haben, müssen Sie Ihre notariell beglaubigten Unterlagen bei der Hochschule einreichen. Ich musste mein Zeugnis, mein Transkript und mein Englisch Sprachnachweis einreichen, aber diese Dokumente können von Hochschule zu Hochschule variieren.
Was sind deine ersten Eindrücke von deiner Hochschule und der Stadt, in der du leben wirst?
Mein erster Eindruck war, dass ich eine richtige Entscheidung getroffen habe. Tübingen ist eine besonders geeignete Stadt, um Neurowissenschaften zu studieren. Die Möglichkeiten, die den Studierenden der Neurowissenschaften geboten werden, übertreffen meine Erwartungen, die Max-Planck-Institute haben einen großen Einfluss dabei. Da wir an der Abteilung nur 15 Personen sind, gibt es zwischen den Studenten untereinander, sowie den Studenten und Professoren eine starke Kommunikation. Zudem schafft die hohe individuelle Motivation der Studierenden ein gutes Lern- und Forschungsumfeld. Schließlich liegt die Quote internationaler Studierender am Fachbereich bei rund 85 Prozent, was sich meiner Meinung nach auf alle Studierenden im Eingewöhnungsprozess an die Stadt und das Fachbereich positiv auswirkt.
Tübingen ist eine kleine grüne Universitätsstadt mit rund 90.000 Einwohnern. Studenten machen ein Drittel der Bevölkerung aus, daher ist es im Vergleich zu seiner Einwohnerzahl eine lebhafte Stadt. Da ich schon lange in Istanbul lebe, dachte ich, dass das Leben in einer kleinen Stadt langweilig wäre, doch die Möglichkeiten, die die Universität bietet, kompensieren das. Außerdem kann ich sagen, dass die Geschwindikeit der Verkehrsmittel meine Lebensqualität viel mehr verbessert hat, als ich erwartet hätte.
Gibt es weitere Themen, auf die du eingehen möchtest, oder einen Tipp für Interessenten, die sich für ein DAAD-TEV-Stipendium bewerben möchten?
Im letzten Studienjahr können, wenn es um ausländische Master-/Promotionsanträge, Stipendienanträge und Backup-Plan-Anträge geht, Unsicherheit und Stress von Tag zu Tag zunehmen. Am Ende dieses Zeitraumes, können Ihnen jedoch die Recherchen und Absichtserklärungen, die während der Bewerbung geschrieben wurden, tatsächlich helfen zu verstehen, was Sie wirklich wollen. So funktioniert auch das DAAD-TEV-Stipendium. Sie müssen sich die Frage stellen:” Will ich an der Akademie weitermachen?” Wenn nicht, “Warum bewerbe ich mich für dieses Stipendium, anstatt mich direkt bei einem Unternehmen im Ausland zu bewerben?” Wenn doch, müssen Sie für sich selbst Fragen, wie „Warum studiere ich lieber in Deutschland als in anderen Ländern“beantworten und dies auch in Ihrer Bewerbung mit angeben.
Die Qualität und Reputation verschiedener Fachbereiche verschiedener Universitäten kann sehr unterschiedlich sein. Ein direkter Blick auf Hochschulrankings gibt zwar eine Vorstellung, ist aber möglicherweise kein guter Maßstab. Es ist notwendig, viel Zeit darin zu investieren, die Pflicht- und Wahlfächer des Fachbereichs, für das Sie sich bewerben, die angeschlossenen Forschungsinstitute, die Professoren, mit denen Sie möglicherweise zusammenarbeiten möchten und andere Möglichkeiten zu recherchieren. In diesen Fällen kann es sehr hilfreich sein, sich mit den Studierenden der Fachbereiche in Verbindung zu setzen, für die Sie sich bewerben werden, und ich würde Ihnen sogar empfehlen, sich nicht an einem Fachbereich zu bewerben, an dem Sie nicht mit einem Studierenden Kontakt aufgenommen haben. Da jeder diese Phasen durchläuft, sind die Menschen im Allgemeinen bereit zu helfen.
Vielen Dank, dass du dich für unser Interview bereit erklärt hast. Wir wünschen dir während Zeit in Deutschland viel Erfolg und viel Glück.
Übersetzung: Elvan Yılmaz Gümüş
Dieses Interview wurde von dem Informationszentrum des DAAD Istanbul durchgeführt.